Aktuelle wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit ein erhöhtes Risiko aufweisen, an der Alzheimer-Krankheit und anderen Formen der Altersdemenz zu erkranken. (Quelle: Rehm, J., et al. (2019). Alcohol as a risk factor for dementia: a systematic review and meta-analysis. Addiction, 114(8), 1388-1416.) Wiederholter Alkoholkonsum kann den Abbau von Gehirnzellen beschleunigen und Symptome wie Gedächtnisverlust und kognitive Beeinträchtigungen fördern. In diesem Beitrag: Alkohol und Demenz: Ein Risikofaktor für die Gehirngesundheit wird der Zusammenhang zwischen Alkohol und Demenz beleuchtet und aufgezeigt, wie Sie diesen Prozess vorbeugen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Toxizität von Alkohol für das Gehirn: Eine wissenschaftliche Perspektive
- 2 Studie in Frankreich: Eine Million Probanden zeigen den Zusammenhang
- 3 Die unterschiedliche Wirkung von Alkohol bei Männern und Frauen
- 4 Die Auswirkungen von Alkohol auf den gesamten Organismus
- 5 Alkohol und psychische Erkrankungen: Eine verhängnisvolle Verbindung
- 6 Die Auswirkungen von Alkohol auf andere Körperteile
- 7 Krankheitsbilder durch Alkoholmissbrauch im Überblick
- 8 Alkohol und Demenz: Eine Zusammenfassung
- 9 Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Die Toxizität von Alkohol für das Gehirn: Eine wissenschaftliche Perspektive
Alkoholische Getränke, unabhängig von ihrer Art, sind neurotoxisch und stellen eine erhebliche Belastung für das Gehirn dar. Der renommierte Abstinenzexperte Georg Jelinek bestätigt die schädliche Wirkung von Alkohol auf das Nervensystem und den gesamten Organismus. Alkoholismus gehört zu den gefährlichsten und häufigsten Süchten. Nicht nur aufgrund der negativen Auswirkungen des Alkohols auf den Organismus, sondern auch wegen der Leichtigkeit, mit der Alkohol heutzutage verfügbar ist und somit die Sucht gefördert wird. Die Lebensqualität von Menschen, die an Alkoholsucht leiden, ist in vielen Lebensbereichen beeinträchtigt, sei es die Familie, der Beruf, die finanzielle Situation oder die eigenen Interessen.

Alkohol als Feind des Nervensystems und der kognitiven Fähigkeiten
Alkohol wirkt sich negativ auf das Nervensystem und die kognitiven Fähigkeiten aus. Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit haben ein deutlich erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz (z.B. Alzheimer-Krankheit ICD-10 F00). Studien haben gezeigt, dass chronischer Alkoholkonsum die Struktur und Funktion des Gehirns verändert und somit die Wahrscheinlichkeit für neurologische Schädigungen erhöht. (Quelle: Harper, C. G. (2007). The neuropathology of alcoholism. Alcohol and Alcoholism, 42(3), 239-244.)
Die alkoholbedingten Hirnschäden werden auch durch die erhöhte Anfälligkeit für psychiatrische Erkrankungen wie Panikattacken, Depressionen und bipolare Störungen belegt. Diese Daten verdeutlichen, dass Alkohol eine schädliche Substanz für das Gehirn und die psychische Gesundheit ist.
Studie in Frankreich: Eine Million Probanden zeigen den Zusammenhang
Die international anerkannte Fachzeitschrift „Lancet Public Health“ veröffentlichte eine Studie, bei der mehr als eine Million erwachsene Männer und Frauen mit einer Demenzdiagnose in Frankreich teilgenommen haben. (Quelle: Schwarzinger, M., et al. (2018). Contribution of alcohol use disorders to the prevalence of all types of dementia: A population-based study in France. The Lancet Public Health, 3(2), e55-e63.) Die Auswertung dieser Stichprobe ergab, dass ca. 950.000 Personen im Laufe ihres Lebens Alkohol konsumiert hatten, häufig in übermäßigen Mengen. Besonders auffällig war, dass bei früh auftretender Demenz (vor dem 65. Lebensjahr) bei 6 von 10 Personen ein Alkoholmissbrauch festgestellt wurde.
Die Autoren der Studie wiesen darauf hin, dass die Definition einer „übermäßigen Menge“ an Alkohol schwierig ist und es individuelle Unterschiede gibt, doch die Richtlinien geben Orientierung: Weniger als drei Tagesdosen für Frauen und vier Tagesdosen für Männer. Eine Tagesdosis entspricht in etwa einer Dose Bier, einem Glas Wein oder einem Schnapsglas mit hochprozentigem Alkohol. Diese Richtwerte sollten jedoch nicht als Freibrief angesehen werden, da auch geringe Mengen Alkohol bereits eine negative Wirkung auf den menschlichen Organismus entfalten können.
Die unterschiedliche Wirkung von Alkohol bei Männern und Frauen
Eine weitere Studie in der Fachzeitschrift „Lancet Public Health“ zeigt, dass Alkohol als Risikofaktor für Alzheimer und Demenz betrachtet werden muss. Die Studie hebt auch den Unterschied zwischen Männern und Frauen hervor: Obwohl mehr Frauen an Demenz erkranken, machen Männer rund 65% der Fälle von früh einsetzender Demenz aus.
Zudem ist anzumerken, dass Frauen eine geringere Alkoholmenge vertragen als Männer. Die empfohlene Tageshöchstmenge beträgt ca. 12 Gramm für Frauen (entspricht etwa 1 dcl Wein) und 24 Gramm für Männer (entspricht etwa 2 kleinen Gläsern Bier). Die unterschiedliche Verträglichkeit ist auf physiologische Unterschiede zurückzuführen, wie beispielsweise den höheren Körperfettanteil von Frauen und die geringere Menge des Enzyms Alkoholdehydrogenase, das Alkohol abbaut.
Die schädigende Wirkung von Alkohol auf das Gehirn: Ein genauerer Blick
Die Frage, wie Alkohol das Gehirn schädigt, ist von zentraler Bedeutung. Ethanol, der Hauptbestandteil alkoholischer Getränke, ist in Verbindung mit Acetaldehyd für strukturelle und funktionelle Schäden im Gehirn verantwortlich. (Quelle: Zahr, N. M., & Pfefferbaum, A. (2019). Alcohol’s Effects on the Brain: An Overview of Neuroimaging and Neuropathological Findings. Alcohol Research: Current Reviews, 40(1), 2-14.) Alkohol wirkt beruhigend auf das Gehirn und hemmt seine Aktivitäten, auch jene, die für Sprache und Bewegung relevant sind.
Es existieren auch indirekte Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum, die in einem Thiaminmangel (Vitamin B1) resultieren. Dieser Mangel kann zu dem Wernicke-Korsakow-Syndrom führen, einer speziellen Form der Demenz, die auch als alkoholische Demenz bekannt ist und bei der die Gehirnzellen nachhaltig geschwächt werden. (Quelle: Harper, C. (2006). The neuropathology of alcohol-related brain damage. Alcohol and Alcoholism, 41(3), 225-232.)
Die Auswirkungen von Alkohol auf den gesamten Organismus
Neben den Hirnschäden verursacht Alkohol auch Herzprobleme, Diabetes, Lebererkrankungen und andere gesundheitliche Komplikationen, die das Auftreten von Alzheimer beschleunigen können. Wir haben bereits Bluthochdruck und Diabetes erwähnt, hinzu kommen Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern, die mit vaskulärer Demenz in Zusammenhang stehen.
Alkoholismus verursacht zudem weitere Probleme, wie Epilepsie und Enzephalopathie bei Patienten mit Leberzirrhose, die ebenfalls zu einer Schädigung des Gehirns beitragen können. Diese Beispiele verdeutlichen, dass Alkohol in vielfältiger Weise die Gesundheit des Gehirns gefährdet. Daher ist es ratsam, den Alkoholkonsum mit professioneller Hilfe zu reduzieren oder einzustellen.
Alkohol und psychische Erkrankungen: Eine verhängnisvolle Verbindung
Alkohol ist nicht nur ein Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit und andere Formen der Demenz, sondern auch für psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Schizophrenie, Depressionen und bipolare Störungen sowie Alkoholhalluzinose. (Quelle: Grant, B. F., et al. (2015). Prevalence of DSM-5 alcohol use disorder and its association with co-occurring mental disorders: results from the National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions–III. JAMA psychiatry, 72(8), 757-766.)
Angstzustände und depressive Verstimmungen werden während der Alkoholabstinenz oft verstärkt, wodurch die Betroffenen zu Alkohol greifen, um die Symptome zu lindern, was zu einem Teufelskreis führen kann. Die negativen Auswirkungen von Alkohol auf die Gehirnfunktion können sogar zu bipolaren Störungen führen, da es zu einem Ungleichgewicht der Stimmung und der Selbstkontrolle kommt. Diese Beispiele zeigen, dass Alkohol ein ernsthafter Feind für unser Gehirn und unser seelisches Wohlbefinden darstellt.
Die Auswirkungen von Alkohol auf andere Körperteile
Neben dem Gehirn schädigt Alkoholkonsum auch andere Organe und Organsysteme, wie:
-
Leber: Alkoholismus führt zu verschiedenen Lebererkrankungen, wie Fettleber und Leberzirrhose.
-
Herz-Kreislauf-System: Alkohol kann zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Kardiomyopathie führen.
-
Verdauungssystem: Alkoholkonsum kann Gastritis und Magengeschwüre begünstigen.
-
Nervensystem: Neben Demenz kann Alkohol auch Neuropathien und das Wernicke-Korsakoff-Syndrom auslösen.
-
Immunsystem: Alkohol schwächt die Immunabwehr und erhöht das Risiko für Infektionen.
Krankheitsbilder durch Alkoholmissbrauch im Überblick
KRANKHEITSTYP | BEISPIELE | URSACHE DURCH ALKOHOL |
Lebererkrankungen | Fettleber, Leberzirrhose, Leberkrebs | Überlastung der Leber beim Alkoholabbau, toxische Schäden an Leberzellen |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen | Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Kardiomyopathie | Erhöhung des Blutdrucks und Schwächung des Herzmuskels durch Alkohol |
Erkrankungen des Verdauungssystems | Gastritis, Magengeschwüre, Pankreatitis | Reizung der Schleimhäute und Entzündungen durch Alkohol |
Schäden am Nervensystem | Neuropathien, Wernicke-Korsakoff-Syndrom | Toxische Wirkung auf Nerven und Vitamin-B1-Mangel durch Alkohol |
Krebserkrankungen | Mund-, Rachen-, Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs | Alkohol und seine Abbauprodukte wirken krebserregend |
Beeinträchtigung des Immunsystems | Höheres Infektionsrisiko | Alkohol schwächt die Immunabwehr |
Die Konsequenzen des Alkoholmissbrauchs: Eine ernstzunehmende Belastung
Menschen mit hohem Alkoholkonsum leiden häufig an Magen-Darm-Problemen, wie Gastritis und Geschwüren. Alkoholmissbrauch führt zu Bluthochdruck, erhöhter Herzfrequenz, einem erhöhten Anteil von schlechtem Cholesterin im Blut sowie einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Diese Schädigungen belasten auch das Gehirn und unterstreichen die Bedeutung einer Alkoholkarenz oder -reduktion. Um das Risiko für Alzheimer und Demenz einzuschränken, ist es ratsam, sich frühzeitig bewusst zu werden, ob ein gefährdendes Konsummuster vorliegt. Oft wird man sich der Gefahr zu spät bewusst.
Alkohol und Demenz: Eine Zusammenfassung
Alkohol kann das Gehirn nachhaltig schädigen und somit das Risiko für Demenzerkrankungen erhöhen. Langjähriger Alkoholkonsum kann Nervenzellen im Gehirn irreversibel schädigen, was zu Gedächtnisverlust und kognitiven Einschränkungen führen kann. Besonders gefährdet sind Personen, die regelmäßig und über einen längeren Zeitraum übermäßig Alkohol konsumieren. Ein Mangel an bestimmten Vitaminen, ausgelöst durch Alkoholmissbrauch, kann das Gehirn zusätzlich beeinträchtigen. Das Wernicke-Korsakoff-Syndrom, eine durch Vitamin-B1-Mangel ausgelöste Form der alkoholbedingten Demenz, kann zu Gedächtnislücken und Orientierungsproblemen führen, die oft nur teilweise rückgängig zu machen sind. Generell gilt, dass eine Reduzierung oder ein Verzicht auf Alkohol die beste Vorsorgemaßnahme darstellt. Wer frühzeitig seinen Alkoholkonsum reflektiert und gegebenenfalls anpasst, trägt maßgeblich zur eigenen Gehirn- und Gedächtnisgesundheit bei.
Autor: Monika Sedlmeier Heilpraktikerin für Psychotherapie mit Weiterbildungen im Bereich Suchtberatung, so wie Anti-Aggressionstraining und Deeskalationstraining, usw.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Welche Rolle spielt die Menge an Alkohol beim Demenzrisiko?
Selbst geringe Mengen an Alkohol können negative Auswirkungen auf das Gehirn haben, während chronischer und übermäßiger Alkoholkonsum das Risiko für Demenz deutlich erhöht. Die individuelle Toleranz ist unterschiedlich, daher sind die Richtlinien nur eine Orientierung.
Sind bestimmte Arten von alkoholischen Getränken schädlicher als andere?
Die Art des alkoholischen Getränks ist weniger relevant als die Menge an reinem Alkohol. Ein übermäßiger Konsum jeglicher Art alkoholischer Getränke schadet dem Gehirn.
Wie kann man einem Thiaminmangel (Vit B 1) vorbeugen?
Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitamin B1 ist wichtig. Bei Alkoholmissbrauch sollte man zusätzlich auf eine Supplementierung achten.
Was soll man tun, wenn man bemerkt, dass man ein Alkoholproblem hat?
Suchen Sie professionelle Hilfe bei Suchtberatungsstellen oder Ärzten. Es ist wichtig, das Problem frühzeitig anzugehen.
-
Rehm, J., et al. (2017). The global burden of disease attributable to alcohol and drug use in 195 countries and territories, 1990–2016: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2016. The Lancet Psychiatry, 5(12), 987-1008.
-
Lieber, C. S. (2003). Relationships between nutrition, alcohol use, and liver disease. Alcohol Research & Health, 27(3), 220.
-
de Visser, R. O., Robinson, E., & Bond, J. (2019). „Dry January„: Motives and perceived benefits of a month of abstinence from alcohol. Alcoholism Treatment Quarterly, 37(4), 409-425.
-
Rehm, J., et al. (2019). Alcohol as a risk factor for dementia: a systematic review and meta-analysis. Addiction, 114(8), 1388-1416.
-
Harper, C. G. (2007). The neuropathology of alcoholism. Alcohol and Alcoholism, 42(3), 239-244.
-
Schwarzinger, M., et al. (2018). Contribution of alcohol use disorders to the prevalence of all types of dementia: A population-based study in France. The Lancet Public Health, 3(2), e55-e63.
-
Zahr, N. M., & Pfefferbaum, A. (2019). Alcohol’s Effects on the Brain: An Overview of Neuroimaging and Neuropathological Findings. Alcohol Research: Current Reviews, 40(1), 2-14.
-
Harper, C. (2006). The neuropathology of alcohol-related brain damage. Alcohol and Alcoholism, 41(3), 225-232.
-
Grant, B. F., et al. (2015). Prevalence of DSM-5 alcohol use disorder and its association with co-occurring mental disorders: results from the National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions–III. JAMA psychiatry, 72(8), 757-766.
⇓ Weiterscrollen zum nächsten Beitrag ⇓