Es gibt zahlreiche psychische oder seelische Störungen, die sich aus unterschiedlichen Gründen als krankhaft bezeichnen lassen. Was ist im Berufsbild Psychiater alles enthalten? Diese können zum Beispiel mit normativen Abweichungen des Denkens, des Fühlens, der Wahrnehmung oder des Selbstbildes einhergehen. Typischerweise sind psychische Störungen mit einem persönlichen Leidensdruck sowie Belastungen und Problemen in verschiedenen Lebensbereichen verbunden. Welche Berufsbilder wir haben, schildern wir Ihnen. Was macht eigentlich ein Psychiater, Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut?
Anders als bei vielen anderen Erkrankungen ist es den Betroffenen hier nur selten möglich, ihre Erkrankung zu erkennen und in eigener Regie zu behandeln. Die Folgen dieser psychischen Störung, etwa hinsichtlich der Bewältigung des normalen Alltags und der Pflege sozialer Beziehungen, nimmt der Betroffene nur verzerrt, abgeschwächt oder überhaupt nicht wahr.
Inhaltsverzeichnis
Welche Bedeutung hat das Berufsbild Psychiater in WHO
Die Erscheinungsformen psychischer Störungen sind sehr vielfältig und sind sehr weit verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit etwa 300 Millionen Menschen von Depressionen und rund 21 Millionen Menschen von Schizophrenie betroffen sind – womit allerdings erst 2 von einer kaum zu ermessenden Zahl an psychischen Erkrankungen genannt wären.
Im Berufsbild Psychiater gibt es verschiedene Expert*innen, die sich der Behandlung psychischer Erkrankungen annehmen. In früheren Zeiten wurden Betroffene fast ausschließlich durch einen Psychiater behandelt. Der Einsatz von Psychopharmaka war damals gängiger Standard, oft in Verbindung mit Therapien, die wir heute als abstrus oder gar bizarr betrachten. Die moderne Betrachtungsweise ist anders: Es gibt die verschiedensten Behandlungsmethoden, die von der Gesprächstherapie über Verhaltenstraining bis hin zu Psychopharmaka reichen.
Dies sind die Berufsgruppen, die sich hierzulande mit psychischen Erkrankungen befassen. Berufsbilder – was macht eigentlich ein Psychiater, Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut schildern wir ihnen in unserem Artikel.
Was genau macht der Psychiater?
Von Psychiater*innen meinen wir ein recht klares Bild zu haben. Das Berufsbild Psychiater hat ein viel breiteres Spektrum. Immerhin sieht man im Film, dass sich Menschen auf eine Couch legen und dem daneben sitzenden Psychiater aus ihrem Leben oder konkret von ihren Problemen erzählen. Dieser macht sich eifrig Notizen, um anschließend bereits eine Diagnose abzugeben und eine Therapie vorzuschlagen.
Dieses Bild ist richtig und falsch zugleich. Ein wesentliches Instrument des Psychiaters ist es tatsächlich, das vertrauensvolle Gespräch mit seinen Patienten zu suchen. Auf diese Weise ist es ihm möglich, sich ein differenzierteres Bild zu machen und die psychische Störung besser ergründen zu können. Dabei werden auch enge Bezugspersonen des Patienten hinzugezogen.
Allerdings geschieht es nur in Ausnahmefällen, dass ein Psychiater bereits unmittelbar nach einem vertrauten und offenem Gespräch eine Diagnose stellt. Wichtig ist zudem, dass sich körperliche Ursachen der psychischen Erkrankung ausschließen lassen. Dabei schließt man zum Beispiel eine Krebserkrankung, Tumoren oder eine Fehlfunktion der Schilddrüse aus.
Die wichtigste Rolle für gesunde Psyche spielt der Psychiater
Um dies auszuschließen, stehen dem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (so die offizielle Berufsbezeichnung) alle modernen Diagnosemethoden zur Verfügung. Dazu zählen auch im Berufsbild Psychiater die Magnetresonanztherapie (MRT), sowie das Elektroenzephalogramm (EEG). Treten bei derlei Untersuchungen körperliche Beschwerden zutage, die als Ursache der psychischen Störung vermutet werden können, folgt eine Überweisung an den jeweils zuständigen Facharzt, wie Neurologe, Kardiologe oder und auch Schlaflabor.
Bei nicht körperlichen Ursachen kann der Psychiater anhand seiner gesammelten Informationen eine Behandlung empfehlen. Die Psychotherapie hat hier einen ebenso hohen Stellenwert, wie die Verordnung von geeigneten Psychopharmaka.
Welche Rolle trägt der Psychotherapeut?
Psychotherapeut*innen sind spezialisiert auf die Anamnese sowie auf die Auswertung ärztlicher Befunde und Testverfahren. Auf Basis der so gewonnenen Erkenntnisse loten Psychotherapeuten mögliche Behandlungsoptionen aus. Erst nach der genauen Aufklärung des Patienten sowie, sofern notwendig, des Erziehungsberechtigten, werden therapeutische Maßnahmen durchgeführt. Dabei kann es sich etwa um psychoanalytische, tiefenpsychologisch fundierte Methoden handeln, die als Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt werden können.
Die Krankheitsbilder, die durch psychologische Therapeuten therapiert werden, sind vielfältig. Im Berufsbild Psychiater behandelt man Zwänge, Ängste und neurotische Depressionen. Diese kommen sehr häufig vor. Darüber hinaus psychosomatisch bedingte Kopfschmerzen, Essstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen und ebenfalls psychosomatisch verursachte Erkrankungen der Atemwege.
Für wen ist der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin da?
Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen unterscheiden sich weniger in ihrem Aufgabenbereich als in Bezug auf ihre Zielgruppe von anderen Psychotherapeuten. Aufgrund der Tatsache, dass sie es mit einer jungen, dementsprechend schützenswerten Klientel zu tun haben, ist bei Kinder- und Jugendpsychotherapeuten eine besondere Sensibilität von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grunde ist zur Ausübung der Tätigkeit eine entsprechende Weiterbildung unerlässlich. Diese ist bundesweit einheitlich geregelt.
Auch Kinder- und Jugendpsychotherapeuten greifen für ihre Diagnose auf Anamnese und ärztliche Befunde zurück. In die anschließend empfohlene Therapie werden Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigte sowie das weitere, nahe Umfeld des betroffenen Kindes so weit wie möglich einbezogen. Dies gilt insbesondere für Verhaltenstherapien.
Das Erstellen von gerichtswirksamen Gutachten sowie die Öffentlichkeitsarbeit sind darüber hinaus zentrale Themen von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten. Neben der Arbeit in Praxen, Kliniken und an speziellen Beratungsstellen kann man Kinder- und Jugendpsychologen zeitweise auch an Schulen und in anderen öffentlichen Bereichen antreffen. An diesen Stellen wird vor allem präventive Arbeit geleistet, indem verhaltensauffällige oder aus anderen Gründen gefährdete Kinder erkannt und gezielt angesprochen werden können.
Heilpraktiker für Psychotherapie ist Seelenversorger?
Heilpraktiker*innen für Psychotherapie sind eine relativ neue Berufsbezeichnung. Schwerpunkt der Arbeit dieser Berufsgruppe sind die psychosomatischen und seelischen Prozesse des menschlichen Lebens. Diese haben nicht in ihren Erscheinungsformen, allerdings in ihrer Häufigkeit deutlich zugenommen. Heilpraktiker für Psychotherapie können etwa bei Depressionen, Angststörungen, Zwängen, Phobien, Suchterkrankungen, Essstörungen und innerfamiliären Konflikten wichtige Arbeit leisten.
Ähnlich wie Psychotherapeuten arbeiten auch diese spezialisierten Heilpraktiker mit dem Mittel der Anamnese und greifen ggf. auch auf verfügbare Diagnosen anderer Experten zurück.
Heilpraktiker für Psychotherapie dürfen nach bestandener Prüfung durch das Gesundheitsamt in einer eigenen Praxis psychotherapeutisch arbeiten. Die Befugnisse des spezialisierten Heilpraktikers reichen sogar über jene des Psychotherapeuten hinaus. Denn Psychotherapeuten dürfen ihren Patienten ausschließlich sozialrechtlich anerkannte Verfahren vorschlagen. Heilpraktiker für Psychotherapie hingegen können eine umfassende, integrative Therapie mit vielen Komponenten anbieten.
Psychotherapeutisch ist der Heilpraktiker für Psychotherapie gut aufgestellt
Nach bestandener Überprüfung beim Gesundheitsamt dürfen Heilpraktiker und Heilpraktiker für Psychotherapie in eigener Praxis psychotherapeutisch tätig werden.
Während die Psychotherapeuten nur sozialrechtlich anerkannte Verfahren anwenden dürfen, etwa eine kognitive Verhaltenstherapie, eine Psychoanalyse oder eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, können Heilpraktiker ihren Patienten eine Therapie als integratives Verfahren anbieten.
Heilpraktiker für Psychotherapie können freiberuflich in der eigenen Praxis arbeiten, aber auch als Angestellte anderer Heilpraktiker oder Ärzte. Auch eine Arbeit im betrieblichen Gesundheitsmanagement sowie in sozialen Einrichtungen oder Kur-Betrieben ist möglich.
Und womit beschäftigt sich eigentlich die Psychosomatik?
Man weiß bereits seit Jahrtausenden, dass die Seele den Körper krank machen kann. Allerdings geriet dieses Zusammenspiel jahrhundertelang fast in Vergessenheit beziehungsweise wurde klein geredet. Im 20. Jahrhundert fand die Medizin wieder zu diesem Zusammenspiel zurück. Mit der Psychosomatik wurde ein recht junges medizinisches Fachgebiet geschaffen.
Bereits der berühmteste Arzt der griechischen Antike (Hippokrates, ca. 460 – 377 v.Chr.) wusste um die Verbindung von Körper und Seele. Beispielsweise beobachtete er, wie sich das menschliche Herz bei Gefühlsregungen wie Freude oder Angst verändert. Folgerichtig nutzen wir auch heute mit der Psychosomatik einen griechischen Begriff: „Psyche“ bedeutet Seele, „Soma“ ist der (menschliche) Körper.
Körper, Geist und Seele sollen im Einklang sein
Wenn wir heute von mittelalterlichen Ansichten sprechen, ist dies meistens nicht lobend gemeint. Dies gilt auch im Hinblick auf Körper und Seele: Die damals omnipräsente Kirche pochte auf eine strikte Trennung zwischen Körper und Seele. Nach dieser Lesart war die Seele von Gott geschaffen und galt als unsterblich. Schmerzen galten als ausschließlich körperlich und mussten als „Strafe Gottes“ ertragen werden. Eine Behandlung von Schmerzen durfte nicht erfolgen, eine Erlösung von diesen galt als göttliche Gnade.
Der französische Philosoph René Descartes manifestierte diese Trennung durch die Ansicht, eine Seele ohne Körper sei vorstellbar. Erst durch Sigmund Freud, der sich um das Jahr 1900 herum mit dem Problem der damals recht weit verbreiteten „Hysterie“ befasste, änderte sich die Betrachtung: Freud erkannte, dass psychische Erkrankungen nicht rein körperlich zu diagnostizieren waren. Es musste also einen Zusammenhang von Körper und Seele geben.
Wann wurden psychische Konflikte in der Geschichte erkannt
Während sich Freud vor allem mit der Analyse beschäftigte, entwickelten sich Therapien nur recht langsam. Erst in den 1950er Jahren erkannte der Amerikaner Franz Alexander, dass es zwischen bestimmten psychischen Konflikten und körperlichen Reaktionen einen Zusammenhang gibt. Seine siebenstufige Klassifikation wurde seither verfeinert und an einigen Stellen komplett verändert, legte aber die Basis für die moderne Psychosomatik. Heute ist bekannt, dass ein bestimmtes körperliches Symptom verschiedene psychische Ursachen haben kann.
Der deutsche Experte Thure von Uexküll vertrat als einer der ersten seines Faches die heute noch gängige Ansicht, die Psychosomatik solle nicht nur innerhalb eines bestimmten Fachgebietes, sondern fachübergreifend arbeiten. Die Erkenntnis, dass Psyche, Körper sowie Umwelt und Lebenserfahrungen gemeinsam auf die Psyche wirken, geben von Uexküll Recht.
Auch wenn immer wieder – und nicht ganz zu Unrecht – angeprangert wird, dass die Psychosomatik innerhalb der Medizin zu kurz käme, so verfügt Deutschland im internationalen Vergleich dennoch über eine recht gute Versorgung und eine große Zahl an entsprechenden Klinikbetten. Unstrittig sind die Erfolge, die sich durch die fachkundliche Beratung psychosomatischer Erkrankungen erzielen lassen. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde die Psychosomatik von vielen Menschen als exotisch belächelt, heute hat sie sich weitgehend etabliert.
Odyssee von einem Arzt zum nächsten zu springen
Dennoch scheint die Diagnose psychischer Erkrankungen schwierig zu sein. Daher erleben viele Betroffene eine Art Odyssee von einem Arzt zum nächsten, bis sie schließlich zu einem Psychosomatiker vermittelt werden. In vielen Fällen haben die Betroffenen bis dahin bereits zahlreiche Untersuchungen durch die verschiedensten Fachärzte über sich ergehen lassen müssen. Eine relativ aktuelle Studie der Universität Mainz zeigt es deutlich: Im Durchschnitt dauert es bei Schmerzpatienten 7 – 8 Jahre, bis psychische Gründe als ursächlich für ihre Beschwerden erkannt werden.
Auch das negative Image von Psychosomatikern spielt hierbei eine Rolle: Kaum jemand möchte sich selber eingestehen, eine Behandlung durch einen „Seelenklempner“ nötig zu haben. Gesellschaftlich wird gerne gemutmaßt, Betroffene seien selbst für ihre Situation verantwortlich. Und auch die Betroffenen selbst, die sich körperlich, aber keineswegs psychisch krank fühlen, lehnen die Diagnose „psychosomatisch bedingte Erkrankung“ in vielen Fällen ab.
Katalog mit verschiedensten Erkrankungen im Berufsbild Psychiater
Es gibt, anders als bei vielen anderen Erkrankungen, auch kein klar erkennbares Merkmal, das alle psychischen Erkrankungen eint. Allerdings weiß man längst um einen ganzen Katalog von Erkrankungen, die eine psychosomatische Ursache haben können. Beispiele sind Spannungskopfschmerzen, Fibromyalgie, Tinnitus, Essstörungen und Herz-Angst-Neurosen.
Dagegen weiß man, dass Gelenkrheuma oder eine Überfunktion der Schilddrüse organischen Ursprungs sind und entsprechend behandelt werden müssen. Die oft als psychisch betrachteten Geschwüre in Magen und Zwölffingerdarm können sich zwar stressbedingt verschlimmern, ursächlich ist eine Stressbelastung allerdings nicht. Vielmehr entstehen diese durch ein Bakterium, das sich in der Schleimhaut des Magens einnistet.
Die ebenfalls lange Zeit diskutierte Frage, ob bestimmte Krebserkrankungen psychosomatischen Ursprungs sein könnten, ist mittlerweile vom Tisch. Allerdings kann die Psychosomatik den Krankheitsverlauf beeinflussen. Begleitende Angststörungen und Depressionen etwa lassen sich gut behandeln und sorgen für eine Verbesserung der Lebensqualität.
Die Psychosomatik sucht nicht nach einer einzigen Ursache für eine Erkrankung, sondern betrachtet stets den Körper und die Seele als Ganzes, inklusive aller bestehenden Wechselwirkungen. So kann sie auch bei körperlichen Erkrankungen als ergänzende Therapieform sehr wirkungsvoll sein.
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