Oligophrenie ist ein veralteter medizinischer Begriff für eine angeborene oder frühkindlich erworbene intellektuelle Beeinträchtigung, die mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Intelligenz und eingeschränkten Alltagskompetenzen einhergeht. Heute spricht man bevorzugt von intellektueller Entwicklungsstörung oder geistiger Behinderung.
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Herkunft des Begriffs:
Der Begriff stammt aus dem Griechischen: oligos = wenig, phren = Verstand. Er wurde vor allem im 19. und 20. Jahrhundert verwendet, ist heute jedoch aus der medizinisch-psychologischen Fachsprache weitgehend verschwunden, da er als stigmatisierend und nicht mehr zeitgemäß gilt.
Einteilung (nach Schweregrad):
Früher wurde die Oligophrenie in verschiedene Schweregrade unterteilt (basierend auf dem Intelligenzquotienten, IQ):
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Leichte Oligophrenie: IQ 50–69
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Mäßige Oligophrenie: IQ 35–49
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Schwere Oligophrenie: IQ 20–34
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Tiefgreifende Oligophrenie: IQ unter 20
Merkmale:
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Eingeschränkte kognitive Fähigkeiten (z. B. Problemlösung, logisches Denken)
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Lernschwierigkeiten, besonders beim schulischen Lernen
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Eingeschränkte Selbstständigkeit im Alltag (abhängig vom Schweregrad)
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Häufig begleitende emotionale oder motorische Entwicklungsverzögerungen
Ursachen:
Oligophrenie bzw. intellektuelle Entwicklungsstörungen können viele Ursachen haben, z. B.:
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Genetische Faktoren (z. B. Trisomie 21)
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Hirnschädigungen während der Schwangerschaft oder Geburt
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Frühkindliche Erkrankungen oder schwere Unterernährung
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Schädliche Umwelteinflüsse (z. B. Alkohol in der Schwangerschaft)
Behandlung und Förderung:
Ziel ist es, die individuellen Fähigkeiten der betroffenen Person zu stärken und größtmögliche Teilhabe zu ermöglichen. Dazu gehören:
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Frühförderung und sonderpädagogische Maßnahmen
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Ergotherapie, Logopädie, heilpädagogische Förderung
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Lebenspraktisches Training zur Selbstständigkeit
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Psychosoziale Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Hinweis zum Sprachgebrauch:
Der Begriff Oligophrenie wird heute nur noch im historischen oder rechtlichen Kontext verwendet und gilt als überholt. Die moderne Bezeichnung lautet intellektuelle Entwicklungsstörung (ICD-11: 6A00)