In der heutigen Zeit begegnet Ihnen möglicherweise der Begriff Graphologie, der oft als Methode zur Einschätzung von Charaktereigenschaften durch die Analyse der Handschrift verwendet wird. Doch wofür genau benötigen Menschen Graphologie? Sie erfahren hier, wie man diese Praxis in verschiedenen Bereichen eingesetzt …. von Personalentscheidungen über forensische Anwendungen bis hin zu persönlichen Selbstreflexionen. Lassen Sie uns gemeinsam erkunden, welche Möglichkeiten und Grenzen die Graphologie bietet und wie sie möglicherweise auch in Ihrem Leben eine Rolle spielen könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Grundlagen der Graphologie
- 2 Wissenschaftliche Basis der Graphologie
- 3 Praktische Anwendungen der Graphologie
- 4 Graphologie in verschiedenen Kulturen
- 5 Psychologische Phänomene hinter der Graphologie
- 6 Ethische Überlegungen zur Graphologie
- 7 Schlussfolgerungen über Graphologie
- 8 FAQ´s für Thema – Wofür braucht man Graphologie?
Wissenswertes über Graphologie und wofür braucht man sie:
- Persönlichkeitsanalyse: Graphologie wird von einigen als Methode zur Analyse der Persönlichkeit genutzt, um Informationen über Intelligenz, Kreativität und soziale Kompetenzen aus der Handschrift abzuleiten.
- Personalauswahl: Unternehmen greifen gelegentlich auf Graphologen zurück um Bewerber zu bewerten, obwohl die wissenschaftliche Validität solcher Methoden stark in Zweifel gezogen wird.
- Forensische Anwendung: In der forensischen Handschriftenanalyse dient Graphologie dazu, die Echtheit von Unterschriften zu überprüfen und Schriftstücke einem bestimmten Verfasser zuzuordnen.
Grundlagen der Graphologie
Definition und Ursprung
Die Graphologie ist die Lehre von der Handschrift und geht davon aus, dass die Schrift eines Menschen Rückschlüsse auf dessen Charakter und Persönlichkeit zulässt. Trotz der Vielzahl an Schriftarten und -stilen, die Menschen im Laufe ihres Lebens entwickeln, bleibt die Handschrift meistens unverwechselbar und kann daher als ein Fingerabdruck der Persönlichkeit betrachtet werden. Der französische Priester Jean-Hippolyte Michon wird oft als Begründer der modernen Graphologie angesehen, da er im 19. Jahrhundert ein systematisches Analysesystem entwickelte, das das Interesse an Handschriftdeutungen förderte.
Die Graphologie postuliert, dass verschiedene Merkmale der Handschrift, wie Schriftgröße, Neigung, Druckstärke und die Verbindung der Buchstaben, etwas über den emotionalen Zustand und die Persönlichkeitsmerkmale des Schreibers verraten. Diese Auffassung führt dazu, dass Graphologen ihre Dienste Unternehmen anbieten, die auf der Suche nach geeigneten Kandidaten sind, um potenzielle Stärken und Schwächen im Bewerbungsverfahren zu identifizieren.
Entwicklung der Graphologie im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert erlebte die Graphologie dank pionierhaften Arbeiten wie denjenigen von Jean-Hippolyte Michon und dem deutschen Psychologen Ludwig Klages einen regelrechten Aufschwung. Michon veröffentlichte 1875 sein Analyseverfahren, das die Grundlage für viele spätere graphologische Theorien bildete. Klages trug mit seinem Buch „Handschrift und Charakter“ dazu bei, das Interesse an dieser Disziplin auch im deutschen Sprachraum zu wecken, indem er detaillierte Deutungstabellen präsentierte und die Verbindung zwischen Handschrift und seelischen Zuständen thematisierte.
Die Graphologie gewann so nicht nur an Popularität, sondern wurde auch in verschiedenen Berufsfeldern wie der Psychologie und der Forensik angewendet. Bis in die 1950er Jahre war sie ein fester Bestandteil vieler Bewerbungsverfahren und galt als ernstzunehmendes Instrument zur Persönlichkeitsanalyse.
Verbreitung der Graphologie in der modernen Gesellschaft
Heute ist die Verbreitung der Graphologie in der modernen Gesellschaft nach wie vor bemerkenswert, obwohl ihr wissenschaftlicher Wert von Psychologen stark angezweifelt wird. Trotz der vorherrschenden Kritik, die Graphologie wird immer noch von einem kleinen, aber stabilen Anteil von Unternehmen genutzt, um Einstellungen zu überprüfen oder Teamdynamiken zu analysieren. Schätzungen zufolge setzen etwa zwei Prozent der deutschen Unternehmen auf graphologische Beurteilungen, was bei über drei Millionen Firmen eine beträchtliche Zahl darstellt.
Besonders in Ländern wie Frankreich und der Schweiz genießt die Graphologie sogar noch größere Popularität als in Deutschland. In diesen Ländern finden graphologische Analysen noch häufiger Anwendung in Auswahlprozessen und Personalentscheidungen, wodurch die Theorie und Praxis der Graphologie in der Gesellschaft weiterhin präsent bleiben.
Wissenschaftliche Basis der Graphologie
Wissenschaftliche Kritik an der Graphologie
Die Graphologie wird oft als umstrittene Disziplin angesehen, die sich schwer tut, eine solide wissenschaftliche Grundlage zu finden. Kritiker weisen darauf hin, dass die Methoden und Ergebnisse der Graphologen nicht den strengen Gütekriterien für psychologische Tests entsprechen. Diese Gütekriterien umfassen Objektivität, Reliabilität und Validität, die in der modernen Psychologie unerlässlich sind. Metaanalysen zeigen, dass die Vorhersagen von Graphologen bezüglich der zukünftigen Leistungsfähigkeit von Bewerbern kaum über das Zufallsniveau hinausgeht. In einer Studie mit über 1200 Schriftstücken war die Korrelation zwischen graphologisch ermittelten Merkmalen und tatsächlicher Arbeitsleistung eher gering und variierte zwischen 0,15 und 0,18.
Zusätzlich zeigen Studien, dass Graphologen oft schlechter abschneiden als Laien in der Beurteilung von Handschriften. Dies deutet darauf hin, dass die Annahmen über einen Zusammenhang zwischen Handschrift und Persönlichkeit zumindest nicht hinreichend durch empirische Daten gestützt werden können. Wissenschaftliche Beweise, die die Grundannahmen der Graphologie unterstützen, sind bislang nicht überzeugend präsentiert worden.
Psychologische Einflussfaktoren auf das Schreiben
Es ist wichtig zu erkennen, dass das Schreiben ein komplexer, vom Gehirn gesteuerter motorischer Prozess ist. Psychologische Faktoren wie Stress, Stimmung oder Konzentration können die handschriftlichen Ausdrücke erheblich beeinflussen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Ihr Schriftbild variieren kann, abhängig von Ihrer emotionalen Verfassung oder Ihrer momentanen Lebenssituation. Diese Schwankungen können von der Graphologie jedoch nicht ausreichend erklärt oder vorhergesagt werden.
Zusätzlich spielen erlernte Verhaltensweisen und individuelles Lernen eine Rolle. Viele Menschen entwickeln ihren eigenen Stil des Schreibens, der von persönlichen Vorlieben, kulturellen Hintergründen oder sogar von den Lehrmethoden ihrer Schulzeit beeinflusst wird. Diese Aspekte machen es schwierig, allgemeine und konsistente Rückschlüsse über die Persönlichkeit anhand der Handschrift zu ziehen.
Metaanalysen zur Validität graphologischer Aussagen
Die Validität graphologischer Aussagen wurde in zahlreichen Metaanalysen untersucht, die zeigen, dass die Vorhersagekraft der Graphologie in der Personalauswahl eher gering ist. Efrat Neter und Gershon Ben-Shakhar führten eine Metaanalyse durch, die 17 Studien zur Graphologie einbezog. Sowohl Laien als auch Psychologen ohne spezifisches graphologisches Vorwissen schnitten in der voraussagenden Genauigkeit oft besser ab als Graphologen selbst.
Die Ergebnisse dieser Analysen werfen ein kritisches Licht auf die Behauptungen der Graphologen. Obwohl einige Merkmale potenziell interessante Forschungsansätze bieten, ist die allgemeine Tauglichkeit zur Bestimmung von Persönlichkeitsmerkmalen weiterhin stark begrenzt. Dies macht es erforderlich, besonders skeptisch gegenüber den Möglichkeiten der Graphologie zu sein und sich auf evidenzbasierte Methoden der Psychologie zu verlassen.
Praktische Anwendungen der Graphologie
Personalauswahl und Bewerbungsgespräche
In der heutigen Berufswelt nutzen einige Unternehmen die Graphologie als Werkzeug zur Personalauswahl. Anhand von Bewerbungsunterlagen und Handschriften versuchen Graphologen, Rückschlüsse auf die Persönlichkeit von Kandidaten zu ziehen. Diese Methode erfreut sich besonders in Ländern wie Frankreich und der Schweiz großer Beliebtheit, wo sie in der Personalauswahl auch weiterhin Anwendung findet. Es wird angenommen, dass Handgeschriebene Merkmale wie Druckstärke, Neigung oder Schriftgröße Hinweise auf soziale Kompetenzen, Kreativität und Führungsqualitäten geben können.
Jedoch zeigen wissenschaftliche Studien, wie die Metaanalyse von Efrat Neter und Gershon Ben-Shakhar, dass die Vorhersagen von Graphologen in Bezug auf die tatsächliche Arbeitsleistung häufig ungenau sind. Die Korrelationen zwischen den aus der Schrift abgeleiteten Eigenschaften und dem späteren Verhalten im Job sind meist gering. Daher ist es wichtig, die Anwendung der Graphologie in der Personalauswahl kritisch zu hinterfragen und sie nicht als alleiniges Kriterium heranzuziehen.
Forensische Anwendungen und Schriftvergleich
Die forensische Handschriftenanalyse ist ein weiteres aufschlussreiches Anwendungsfeld der Graphologie. Hierbei werden Schriftstücke untersucht, um festzustellen, ob sie von derselben Person verfasst wurden. Dies geschieht durch die Analyse von Merkmalen wie Schriftgröße, Druckstärke und Neigung. Die Aussagekraft der Forensik ist insbesondere bei der Prüfung von Unterschriften von Bedeutung, um Fälschungen zu identifizieren oder Authentizität zu überprüfen.
In einem rechtlichen Kontext kann die forensische Graphologie entscheidend sein, beispielsweise in Erbschaftsstreitigkeiten oder bei Betrugsfällen. Experten für Schriftvergleich bringen ihre Fähigkeiten ein, um die Echtheit von Dokumenten nachzuweisen und ihre Analysen vor Gericht zu präsentieren. Während diese Dienstleistungen von vielen Justizbehörden anerkannt werden, bleibt die allgemeine Validität der Graphologie als Charakteranalyse umstritten.
Persönlichkeitsanalysen in der Beratung
Ein weiteres praktisches Anwendungsgebiet der Graphologie ist die Persönlichkeitsanalyse in der psychologischen Beratung. Hierbei nutzen Berater Graphologie, um Klienten ein besseres Verständnis ihrer eigenen Persönlichkeit zu vermitteln. Durch die Analyse der Handschrift sollen Rückschlüsse auf innere Konflikte, emotionale Stabilität und andere psychologische Aspekte gezogen werden. Dennoch zeigt die Forschung, dass signifikante Zusammenhänge zwischen spezifischen Handschriftmerkmalen und zentralen Persönlichkeitsmerkmalen schwer festzustellen sind.
Auch wenn der wissenschaftliche Nachweis für die Vorhersagekraft der Graphologie begrenzt ist, geben viele Menschen an, dass sie sich in den deklarierten Analysen wiedererkennen können. Dies reizt die Vorstellung, dass die eigene Handschrift tiefere Einblicke in die Persönlichkeit zulässt und kann somit für einige Klienten eine wertvolle Reflexionsmöglichkeit darstellen.
Graphologie in verschiedenen Kulturen
Beliebtheit in Frankreich und der Schweiz
In Ländern wie Frankreich und der Schweiz hat die Graphologie eine besonders hohe Akzeptanz und Verbreitung. Viele Unternehmen nutzen graphologische Analysen, um Bewerber besser einschätzen zu können. Dabei wird der Handschrift eine tiefere Bedeutung zugeschrieben, die über das bloße Schriftbild hinausgeht. In diesen Kulturen glauben viele Menschen, dass die Handschrift nicht nur einen Einblick in die Persönlichkeit ermöglicht, sondern auch Aussagen über soziale Kompetenzen, Kreativität und sogar emotionale Stabilität treffen kann.
Diese Überzeugung hat historische Wurzeln, die bis zu den frühen Entwicklungen der Graphologie im 19. Jahrhundert zurückreichen. Die Anhänger dieser Disziplin sind überzeugt davon, dass die Handschrift ein unverwechselbares Abbild der inneren Welt eines Menschen ist. Ein Grund für die Beliebtheit in diesen Ländern könnte auch die kulturelle Offenheit gegenüber alternativen Analysemethoden sein, die über herkömmliche psychologische Tests hinausgehen.
Vergleich mit anderen Persönlichkeitsanalysen
Graphologie wird oft mit anderen Methoden der Persönlichkeitsanalyse verglichen, wie zum Beispiel psychologischen Tests oder Interviews. Während in der Graphologie die Handschrift als zentrales Element für die Charakteranalyse dient, setzen viele psychologische Tests auf standardisierte Fragen und Auswertungen, die nach den Kriterien Objektivität, Reliabilität und Validität bewertet werden. Die Tatsache, dass die Graphologie in den letzten Jahrzehnten an wissenschaftlicher Anerkennung verloren hat, führt zu einem klaren Unterschied in der Akzeptanz der beiden Methoden im professionellen Umfeld.
Es ist von Bedeutung zu betonen, dass die Vorhersagekraft der Graphologie im Vergleich zu psychologischen Tests mangelhaft ist. Studien haben gezeigt, dass Graphologen in der Lage sind, die künftige Leistung von Kandidaten nur sehr unzureichend einzuschätzen. Diese Erkenntnisse stützen sich auf umfangreiche Metaanalysen, die eine klare Statistik über die Effektivität der Graphologie im Vergleich zur psychologischen Forschung bieten.
Kulturelle Wahrnehmung und Missverständnisse
Die Wahrnehmung der Graphologie variiert stark zwischen verschiedenen Kulturen und Regionen. In manchen Teilen der Welt wird sie als wertvolles Werkzeug angesehen, während sie in anderen als esoterisch oder unwissenschaftlich abgelehnt wird. Diese unterschiedlichen Auffassungen führen häufig zu Missverständnissen über die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Graphologie. Viele Menschen neigen dazu, den Aussagen der Graphologen eine höhere Gültigkeit zuzuschreiben, als es die wissenschaftliche Evidenz tatsächlich unterstützt.
Ein häufiges Missverständnis besteht darin, dass graphologische Analysen als zuverlässiger gelten als psychologische Tests, obwohl die wissenschaftlichen Standards weit schlechter erfüllt werden. Menschen suchen oft nach einfachen Erklärungen für das komplexe Verhalten und die Persönlichkeiten anderer, und die Graphologie scheint diese Bedürfnisse aufzufangen, was zu einer anhaltenden Faszination für dieses Thema führt.
Psychologische Phänomene hinter der Graphologie
Der Barnum-Effekt und seine Auswirkungen
Ein zentrales psychologisches Phänomen, das die Anziehungskraft der Graphologie erklärt, ist der Barnum-Effekt. Dieser Effekt beschreibt die Tendenz von Menschen, vage und allgemeine Beschreibungen als zutreffend für sich selbst zu empfinden. Wenn Graphologen ihre Analysen vornehmen, nutzen sie häufig diffuse Formulierungen, die auf viele Menschen zutreffen. Beispielsweise könnte eine Analyse besagen, dass jemand sowohl zu Extroversion als auch zu Introversion neigt, was auf viele zutrifft. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Analyse individuell und präzise ist, obwohl sie in Wahrheit sehr allgemein gehalten ist.
Diese Wahrnehmung trägt dazu bei, dass viele an die Validität graphologischer Analysen glauben. Insbesondere Menschen, die bestrebt sind, ihre eigene Persönlichkeit besser zu verstehen oder die nach Bestätigung suchen, sind anfällig für solche allgemeinen Aussagen. In einer Gesellschaft, die oft nach schnellen Antworten auf komplexe Fragen strebt, bietet die Graphologie scheinbar einfache Lösungen für tiefere Einsichten.
Die Rolle der subjektiven Wahrnehmung
Die subjektive Wahrnehmung spielt eine entscheidende Rolle, wie Sie graphologische Analysen aufnehmen und bewerten. Ihre persönliche Biografie, Erfahrungen und Einstellungen beeinflussen, wie Sie Informationen aufnehmen und interpretieren. Wenn Sie beispielsweise in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit solchen Analysen gemacht haben, sind Sie eher geneigt, zukünftige Bewertungen als glaubwürdig und zutreffend anzusehen. Umgekehrt können negative Erfahrungen zu einer Skepsis gegenüber der Graphologie führen.
Darüber hinaus kann Ihre emotionale Verfassung Ihre Urteilsfähigkeit im Hinblick auf graphologische Aussagen beeinträchtigen. In Momenten hoher emotionaler Belastung neigen Menschen dazu, leicht an Dinge zu glauben, die ihren Gefühlen entsprechen. Dies zeigt, wie stark die individuelle Wahrnehmung die Einschätzung der Graphologie beeinflusst und darüber hinaus, wie unterschiedlich die Interpretation der gleichen schriftlichen Probe ausfallen kann.
Graphologie und kognitive Verzerrungen
Kognitive Verzerrungen sind systematische Denkfehler, die Menschen dazu bringen, Informationen ungenau oder verzerrt wahrzunehmen. In der Graphologie können solche Verzerrungen dazu führen, dass Sie grundlegende Prinzipien oder Statistiken, die die Unzuverlässigkeit dieser Methode belegen, ignorieren. Ein Beispiel ist die Bestätigungstendenz: Sie neigen dazu, nur die Informationen wahrzunehmen und zu glauben, die Ihre vorgefassten Meinungen unterstützen, während gegenteilige Beweise abgewertet oder ignoriert werden.
Diese kognitiven Verzerrungen können es schwierig machen, objektiv zu betrachten, wie sehr die Graphologie in der tatsächlichen Praxis funktioniert. So zeigen Studien, dass Graphologen in der Vorhersage von Persönlichkeitsmerkmalen oft schlechter abschneiden als Psychologen oder sogar Laien. Dennoch vergessen oder ignorieren viele die Ergebnisse dieser Forschungen und bleiben von der scheinbar magischen Fähigkeit überzeugt, durch Handschrift tiefere Einblicke in eine Person zu gewinnen.
Ethische Überlegungen zur Graphologie
Datenschutz und Persönlichkeitsrechte
Im Kontext der Graphologie sind Datenschutz und Persönlichkeitsrechte von zentraler Bedeutung. Wenn Sie eine schriftliche Probe zur Analyse bereitstellen, geben Sie persönliche Informationen preis, die potenziell Rückschlüsse auf Ihre Persönlichkeit und Verhaltensweisen zulassen. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, welche Daten verarbeitet werden und wie diese Informationen verwendet werden können. Die Anonymisierung der Daten und eine klare Einwilligung zur Analyse sind essenziell, um Ihre Rechte zu wahren und Ihre Privatsphäre zu schützen.
Darüber hinaus müssen Unternehmen, die Graphologen beauftragen, sicherstellen, dass sie die Datenschutzgesetze einhalten. In Deutschland zum Beispiel unterliegt die Handhabung persönlicher Daten dem Bundesdatenschutzgesetz sowie der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Diese Gesetze geben Ihnen das Recht, zu erfahren, wie Ihre Daten genutzt werden und ermöglichen es Ihnen, die Datenverarbeitung zu kontrollieren und gegebenenfalls zu widersprechen.
Verantwortung der Graphologen
Die Verantwortung der Graphologen ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Als Fachleute in ihrem Bereich sollten sie sich der ethischen Implikationen bewusst sein, die mit der Deutung von Handschriften verbunden sind. Es ist entscheidend, dass sie die Informationen, die sie aus einer Schriftprobe ableiten, mit Sorgfalt und Verantwortung behandeln. Sie sollten stets transparent darüber informieren, welche Schlüsse sie ziehen und wie diese in praktischen Anwendungen, wie etwa im Personalwesen, verwendet werden können.
Des Weiteren stehen Graphologen in der Pflicht, ihre Methoden zu hinterfragen und sicherzustellen, dass sie den wissenschaftlichen Standards genügen. Um verantwortungsbewusst handeln zu können, sollten sie sich kontinuierlich fort- und weiterbilden sowie die wissenschaftlichen Diskussionen über die Validität und Reliabilität ihrer Deutungen beachten.
Grenzen der graphologischen Deutungen
Die Grenzen der graphologischen Deutungen sind ein zentrales Thema, das Sie als Interessierten im Auge behalten sollten. Die Forschung hat gezeigt, dass es kaum solide wissenschaftliche Belege dafür gibt, dass bestimmte Schriftmerkmale zuverlässig Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zulassen. Wie in einer Metaanalyse festgestellt wurde, lagen die Korrelationswerte zwischen der Einschätzung der Graphologen und den tatsächlichen Charaktereigenschaften bei lediglich 0,15 bis 0,18, was darauf hinweist, dass die Vorhersagen oft ungenau sind. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Graphologie im Kontext der psychologischen Diagnostik nur bedingt tauglich ist.
Es ist wichtig sich der Tatsache bewusst zu sein, dass die Schrift einer Person von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Diese sind beispielsweise emotionalen Zuständen, körperlichen Einschränkungen oder der individuellen Entwicklung. Daher kann die Analyse der Handschrift bestenfalls als Ansatz gesehen werden, aber nicht als fester Maßstab für Charaktereigenschaften oder zukünftiges Verhalten.
Schlussfolgerungen über Graphologie
Die Graphologie, als die Lehre von der Handschrift und deren Interpretation hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Obwohl viele von den Möglichkeiten, die die Analyse der Handschrift bietet überzeugt sind, zeigen wissenschaftliche Studien was anderes. Die Verbindung zwischen Handschrift und Persönlichkeit sollen weit weniger robust sein als oft angenommen wird. Laut einer Metaanalyse, die bereits vor 30 Jahren durchgeführt wurde, beträgt die Korrelation zwischen den aus der Schrift ermittelten Eigenschaften und der tatsächlichen Arbeitsleistung lediglich zwischen 0,14 und 0,2. Dies legt nahe, dass die Vorhersagbarkeit der Handschrift hinsichtlich der beruflichen Eignung begrenzt ist und die Auffassungen von Graphologen in manchen Fällen sogar hinter den Bewertungen von Laien und Psychologen zurückbleiben.
Es ist wichtig, dass Sie sich bewusst sind, dass trotz der anhaltenden Beliebtheit der Graphologie in einigen Berufsfeldern, wie beispielsweise in der Personalauswahl, diese Methode kritisch betrachtet werden sollte. Die drei klassischen Gütekriterien psychologischer Tests – Objektivität, Reliabilität und Validität – finden in der Graphologie oft keine Anwendung, sodass ihre Aussagen Zweifel hervorrufen. Letztendlich sollte man sich darauf konzentrieren, fundierte und wissenschaftlich unterstützte Methoden zur Persönlichkeitsforschung und -bewertung zu nutzen, um wirklich verlässliche Erkenntnisse über sich selbst oder andere zu gewinnen.
FAQ´s für Thema – Wofür braucht man Graphologie?
Für was bringt Graphologie Vorteile?
Die Graphologie soll vor allem in der Personalgewinnung und -auswahl eingesetzt sein. Unternehmen nutzen sie, um potenzielle Mitarbeiter besser einschätzen zu können. Graphologen analysieren die Handschrift eines Bewerbers um Rückschlüsse auf dessen Persönlichkeit, soziale Kompetenzen, Kreativität und andere Eigenschaften zu ziehen. Diese Methode wird zwar von einigen Firmen praktiziert, ist jedoch umstritten und hat wissenschaftlich nicht an Bedeutung gewonnen.
Gibt es wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Graphologie?
Wissenschaftliche Studien, wie die Metaanalyse von Efrat Neter und Gershon Ben-Shakhar, haben gezeigt Unterschied festgestellt. Die Vorhersagen von Graphologen in Bezug auf die Arbeitsleistung von Bewerbern sind schlechter als die von Laien oder Psychologen ohne graphologisches Vorwissen. Die Korrelationen zwischen der Handschrift und tatsächlichen Persönlichkeitsmerkmalen sind gering, was die wissenschaftliche Validität der Graphologie in Frage stellt.
Warum faszinieren viele Menschen die Graphologie, obwohl ihre wissenschaftliche Grundlage umstritten ist?
Viele Menschen sind an Graphologie interessiert, weil sie glauben, dass es spezielle Anzeichen und Merkmale gibt. Diese sollten tiefere Einblicke in die Persönlichkeit einer Person bieten. Diese Faszination fußt oft auf dem Wunsch, Menschen besser zu verstehen und „geheime“ psychologische Tricks anzuwenden. Der Barnum-Effekt spielt hierbei eine Rolle. Indem vage und allgemein gehaltene Charakterbeschreibungen leicht als individuell zutreffend empfunden werden, was das Vertrauen in diese Methode verstärken kann.
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