Sesquipedalophobie: Die Angst vor langen Worten

Sesquipedalophobie: Die Angst vor langen Worten
Sesquipedalophobie: Die Angst vor langen Worten
Wenn man online über die Angst vor langen Worten recherchiert, stößt man unweigerlich auch auf den Begriff der Hippopotomonstrosesquippedaliophobie. Angeblich sei dies der medizinisch korrekte Fachbegriff dieser Phobie. Allerdings handelt es sich dabei um einen merkwürdigen Scherz – und um ein Wort, bei dem sogar studierte Germanisten eine Gänsehaut bekommen. Aus dem Lateinischen übersetzt beschreibt es ein anderthalb Fuß langes Nilpferd. Sinnbildlich veranschaulicht es eine sinnlose Aneinanderreihung von Worten, wie sie in der deutschen Sprache bekanntlich möglich ist. Das Oberweserdampfschifffahrtskapitänspatentsduplikat wäre ein solches Konstrukt der Sesquipedalophobie, der Angst vor den langen Worten, das sich etwa im Englischen oder im Französischen nicht bauen ließe.

Inhaltsverzeichnis

Wie zeigt sich die Angst vor langen Worten?

Viele Menschen lässt die Angst vor langen Worten im ersten Augenblick schmunzeln. Denn es gibt kaum jemanden, der im Zweifel nicht lieber kurze Synonyme verwendet, als sich mit allzu langen Worten herumzuärgern. Tatsächlich gibt es aber einige Menschen, die das Lesen, Schreiben oder Sprechen von langen Worten nicht nur aus Bequemlichkeit umgehen. Vielmehr ist selbiges bei ihnen mit einer echten Angst verknüpft.

Was steckt hinter der Sesquipedalophobie?

Betroffenen ist freilich nicht zum Schmunzeln, wenn es um ihre Phobie geht. Die reine Angst, sich bei langen Wörtern zu versprechen, sie falsch zu betonen oder mit ähnlich lautenden Worten zu verwechseln, treibt ihnen Schweißperlen auf die Stirn. Stottern, Schwindel, Erröten oder allgemeine Schwäche sind andere Symptome dieser Phobie.

Betroffen sind mitnichten nur Legastheniker: In der Fachwelt ist man sich einig, dass die Sesquipedalophobie nichts mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche zu tun hat. Auch eine verminderte Intelligenz lässt sich daraus nicht ableiten. Für einige Betroffene ist die eigene Phobie ein Problem, dass den eigenen Alltag verkompliziert. Denn in der Ausbildung, im Studium oder im Beruf sind lange Worte meist unvermeidlich. Für Menschen, die unter der Angst vor langen Worten leiden, bilden diese aber regelrechte Barrieren im Gehirn.

Da sich alle Gedanken um den angstmachenden Begriff ranken, scheint ein normales Lernen beziehungsweise Arbeiten nicht möglich zu sein.
Die Ursachen der Sesquipedalophobie können unterschiedlicher Natur sein. Fehlende Übung im Umgang mit langen Worten geht hier oft Hand in Hand mit unangenehmen, vielleicht sogar peinlichen Erfahrungen.

Lässt sich die Sesquipedalophobie behandeln?

Eine Behandlung der Angst vor langen Worten ist in den meisten Fällen möglich und kann auch schnelle Erfolge zeigen. Experten raten Betroffenen, sich bewusst mit langen Worten auseinander zu setzen. Beim häufigen Lesen wird die Angst bereits verringert, später kann man die Aussprache für sich alleine vor dem Spiegel üben. Irgendwann ist es den meisten Menschen dann auch möglich, die langen Worte in der Partnerschaft, in der Familie und sogar im Berufsleben zu verwenden. In wenigen Fällen sind diese Methoden nicht zielführend, sodass eine psychotherapeutische Behandlung angeraten ist.

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