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Wodurch zeichnet sich die systemische Therapie aus?
Die systemische Therapie zählt neben der Psychoanalyse, der Verhaltenstherapie und den humanistischen Therapien zu den bekanntesten Therapieformen.
Sie entwickelte sich ab den 1950er Jahren aus der Familienarbeit. Wesentliche Meilensteine stellten unter anderem die Beiträge von Nathan Ackerman, Salvador Minuchin, der Palo-Alto-Gruppe um Don D. Jackson, Mara Selvini und Iván Böszörményi-Nagy dar. Die theoretischen Grundlagen der systematischen Therapie liegen unter anderem in der Kommunikation- sowie Systemtheorie, in der Kybernetik und im sozialen Konstruktivismus.
Ihre Hauptidee: Nicht eine einzelne Person ist problematisch.
Der Schlüssel zum Problem Verständnis und einer positiven Veränderung liegt in der Beleuchtung des (familiären) Kontexts und dem Umgang bestimmter Personen miteinander. Wodurch es sich lohnt, auch andere Personen und/oder Institutionen abseits der zu therapierenden Person mit einzubeziehen. Das bedeutet nicht, dass diese bei einer Therapie immer alle (in-) direkt Betroffenen zwangsweise anwesend sein müssen. Dennoch stehen die mit ihnen in Verbindung stehenden Beziehungsprozesse und deren Auswirkungen im Mittelpunkt des therapeutischen Interesses.
Dabei spielen vor allem Fragen wie:
- Wie interagieren die Personen eines bestimmten Beziehungsgeflechts miteinander?
- Wer übernimmt dabei welche Rolle?
- Was ist die Ursache für seine Verhaltensweisen?
- Wie sehen konstruktive Alternativen dazu aus?
und deren Beantwortung eine wesentliche Rolle.
Wie spielt der integrative Ansatz mit hinein?
Der integrative Ansatz drückt sich darin aus, dass der Grundgedanke der systematischen Therapie mithilfe von Methoden aus anderen Therapieformen umgesetzt werden kann. Es handelt sich also um einen lösungsorientierten, ganzheitlichen Ansatz.
Zentral sind dabei die Anwendung von (non-) verbaler Kommunikation und der kreative Einsatz von Medien, Methoden und Techniken. In methodischer Hinsicht basieren diese vor allem auf der
- aktiven Psychoanalyse,
- Verhaltens- und Körpertherapie,
- Gestalttherapie
- Neuropsychologie und
- Neuromotorik.
Das Ziel der integrativen Therapie ist es, seelische Leidenszustände und psychische Krankheitssymptome durch einen konstruktiven Heilungs- und Entwicklungsprozess zu beseitigen.
Daher sind Lebensprobleme und -erfahrungen sowie bewusste und unbewusste Probleme wesentliche Themen. Dies harmoniert mit dem systemischen Ansatz, zumal sich beide Therapieformen sowohl für Einzel- oder Paar- als auch für Gruppentherapien eignen.
Was macht man bei der systemisch-integrativen Therapie?
Zuerst soll der Patient lernen, toxische Verhaltensweisen und Kommunikationswege als Ursachen für psychische Probleme zu begreifen. Danach gilt es, diese ungünstigen Muster zu verbessern. Wesentlich dabei ist ein Verständnis der Zusammenhänge und ihrer Auswirkungen auf das System.
Der Weg dorthin führt unter anderem über eine bessere Einschätzung von eigenen und fremden Kompetenzen wie Ressourcen. Und darüber, dass der Patient lernt, sie für alle gewinnbringender einzusetzen.
Um dies zu erreichen, arbeiten Therapeuten mit systematischen Techniken wie zirkulären Fragen oder der Erstellung von Genogrammen beziehungsweise Familienskulpturen. Oftmals erweitern sie dieses Spektrum aber auch um integrative Methoden wie Bewegungs-, Kunst- und Kreativitäts-, Sozio- und/oder Naturtherapien.
Wird die systemisch-integrative Therapie von der Krankenkasse bezahlt?
Im Gegensatz zu den österreichischen gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die deutschen die Kosten für eine rein integrative Therapie nicht. Bei der einer Kombination mit der systemischen Therapie (ST) sieht es hingegen anders aus. Grund dafür ist, dass die systemische Therapie 2019 neben
- der analytische Psychotherapie (AP),
- der tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP)
- sowie der Verhaltenstherapie (VT)
als weiteres Richtlinienverfahren eingestuft wurde. Zum 1. Juli 2020 hin folgte daher die Aufnahme in Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. Diese bezahlen nach Stand Juli 2022 aber nur die Erwachsenen-Behandlung. Private Krankenkassen dagegen kommen auch für eine entsprechende Therapie für Kinder und Jugendliche seit 2018 auf. Systemisch-integrative Therapie für Paare zahlen die Klienten selber. Diese bekommt man von der KK nicht übernommen.
Worauf muss ich bei einer systemisch-integrativen Therapie achten?
Die in der Therapie zu bearbeitenden Themen können bei den Beteiligten zur Auslösung starker Emotionen führen. Genug Zeit ist somit essentiell, um die damit verbundenen Gefühle sortieren und zur Ruhe kommen zu können. Auch fällt das Sprechen über Gefühle vielen Menschen schwer. Somit ist es für einen positiven Therapieverlauf von großer Bedeutung, dass ein respektvolles Miteinander besteht oder zumindest erarbeitet wird.
Darüber hinaus sind Offenheit, Selbstkritik und eine aufmerksame Selbstbeobachtung das A und O bei der systemisch-integrativen Therapie. Schließlich ist sie nicht dazu gedacht, ausschließlich andere für Probleme verantwortlich zu machen und abzuqualifizieren. Systemisch-integrative Therapie dient auch dazu um Ziele zu erreichen, Entscheidungen zu treffen, sich besser zu reflektieren. Mit richtigen Fragen, manchmal auch nur einfachen Fragen, kommt der Klient zum nachdenken und damit auch umdenken. Nichts destotrotz ist man mit Scham, Fehler oder auch Gewohnheiten bei der systemisch-integrative Therapie konfrontiert.
Erfahren sie auch mehr über: Gestalttherapie.
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