Wie genau geht das Gehirntraining für Demenzkranke

Wie trainiert man richtig das Hirn mit Demenz erkrankte Menschen

Leider gehört Demenz zu jenen Erkrankungen, die bis heute nicht heilbar sind. Sogenannte irreparable Krankheiten. Zudem gilt: Was einmal an kognitiver Leistung verlorengegangen ist, lässt sich auch nicht mehr zurückholen. Allerdings gibt es erwiesenermaßen Möglichkeiten, den Verlauf einer Demenz zu bremsen, jedoch nicht stoppen. Gehirntraining für Demenzkranke nennt sich diese Vorgehensweise richtig. Dazu haben Fachleute einige Übungen ausgearbeitet, die sich in verschiedene Gruppen unterteilen lassen.

  • Körperliche Übungen sorgen dafür, dass die Motorik so lange, wie möglich erhalten bleibt. Diese Übungen können ganz nach den individuellen Möglichkeiten und Interessensgebieten an die betreffende Person angepasst werden. Beispiele reichen von Gymnastik über Spaziergänge und Ballspiele bis hin zum Tanzen oder Gärtnern.
  • Der Kontakt zu Tieren wirkt sich unmittelbar auf die Psyche und damit auf das Gehirn aus. Je nach Möglichkeiten der betreffenden Person ist Streicheln, Füttern, Bürsten oder Ausführen denkbar. Hier spielen natürlich auch wieder individuelle Vorlieben eine Rolle. Wer beispielsweise immer Kontakt zu Katzen hatte, wird sich auch in der Demenz am ehesten zu dieser Tierart hingezogen fühlen.
  • Künstlerische Aktivitäten beruhigen und sorgen für eine gute Stimmung: Malen, Singen oder Schauspielern sind nur einige von vielen Optionen.
  • Gedächtnistraining ist eine spielerische Möglichkeit des Gehirntrainings. Zahlen- oder Wort Rätsel. Hier nur ein kleiner Hinweis. Kreuzworträtsel sind oft tückisch, da Menschen
    mit Leidenschaft für Rätsel alles schon auswendig kennen. Somit ist es kein Training, sondern nur eine Wiederholung.
  • Die 10- Minuten-Aktivierung nach Ute Schmidt-Hakenberg ist eine gute Möglichkeit. Demenzkranke trotz Zeitmangels in den Alltag mit einzubeziehen. Hier kann es um sinnvolle Beiträge im Haushalt (abwaschen, Kartoffeln schälen oder Gärtnern) gehen, vielleicht aber auch um eine Erzählung aus der Kindheit. Wichtig ist: Diese Aktivierung erfolgt kurz, aber regelmäßig für zehn bis zwanzig Minuten. Für diesen Zeitraum kann man die Aufmerksamkeit der Person am besten gewinnen. Wiederholungen geben dabei ein Gefühl der Sicherheit.
  • Ichó-Therapie-Ball  aus der Sendung DIE HÖHLE DER LÖWEN bekannt. Von dem Hunde-Profi Martin Rütter vorgestellt. Er selber sagte, dass dieser Therapieball Ichó seiner Mutter geholfen hat mit der Demenz besser umzugehen.

Welche Übungen fürs Gedächtnistraining?

Gedächtnistraining dient dazu, die Merkfähigkeit zu verbessern und verschiedene geistige Fähigkeiten zu fördern. Dies ist insbesondere für demenzkranke Personen elementar, um Informationszusammenhänge zu erkennen und passgenau zuzuordnen. Bei einem ganzheitlichen Training werden die unterschiedlichen Kompetenzen geschult.

Gedächtnistraining – Gehirntraining für Demenzkranke – Zu diesen zählen

  1. die Konzentrationsfähigkeit,
  2. das logische Denken,
  3. das assoziative Denken,
  4. die Merkfähigkeit,
  5. Fantasie und Kreativität,
  6. die gedankliche Flexibilität,
  7. die Fähigkeit, geistige Inhalte sinnvoll zu strukturieren,
  8. die Fähigkeit zur sprachlichen Formulierung,
  9. die Wort Findung,
  10. die Urteilsfähigkeit,
  11. die Wahrnehmungsfähigkeit sowie
  12. das Erkennen von Zusammenhängen.

Eine Mnemotechnik bietet hierbei gute Möglichkeiten, da sie der Verbesserung des Speicherns und Behaltens von Informationen im Langzeitgedächtnis dient. Sie basiert auf schematisierten Rekonstruktionsplänen, also in gewisser Weise auf Eselsbrücken. Man verknüpft also die zu erinnernden Inhalte an Strukturen, die leichter zugänglich sind, etwa Rhythmen, Reime oder Orte.
Sehr hilfreich sind kognitive Übungen, die sich „für zwischendurch“ in den Alltag integrieren lassen. Das Lösen von Sudokus oder Kreuzworträtseln kann die Konzentrationsfähigkeit verbessern.

Andere Übungen machen vor allem in der Gemeinschaft (etwa in der Familie) besonders viel Spaß. Das Rückwärts sprechen oder das Zuhören und Wiederholen begeistert nicht nur demenzkranke Menschen, sondern ist auch für Kinder und Personen mittleren Alters eine gleichermaßen spaßige wie hilfreiche Übung.
Übrigens kann das Gedächtnis auch durch Bewegung geschult werden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich ein Spaziergang nicht nur auf die körperlichen Funktionen, sondern auch auf das Gehirn vorteilhaft auswirkt.

Was trainiert das Gehirn am besten?

Das Gehirn wird am besten trainiert, indem man ihm Leistung abverlangt. Neben dem beschriebenen Gedächtnistraining gibt es aber noch weitere Faktoren, die sich förderlich auf das Gehirn auswirken. Hier sind vor allem die folgenden Punkte zu nennen.
Regelmäßiger Sport sorgt dafür, dass vorhandene Muskelmasse erhalten bleibt. Gleichzeitig wird der Kreislauf in Schwung gehalten, wodurch auch das Gehirn optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Das wiederum ist eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Gehirn.
Eine gesunde Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitsaufnahme versorgt Körper und Hirn mit allem, was für die Funktionen erforderlich ist.

Leere Kalorien auf Basis von Kristallzucker oder Weißmehl sollten nur in geringem Maße konsumiert werden, Vollkornprodukte sowie Obst und Gemüse hingegen versorgen den Körper längerfristig mit Energie sowie Mineralstoffen und Vitaminen. Außerdem brauchen Körper und Geist ausreichend viel Flüssigkeit- und gerade demente Personen neigen dazu, das Essen und Trinken schlicht zu vergessen.
Ruhe / Entspannung und ausreichend viel Schlaf sorgen für eine optimale Regeneration. Körper und Geist sind dann weniger gehetzt und funktionieren besser. Natürlich hat jeder Mensch seine eigenen Entspannungsrituale entwickelt, die idealerweise auch bei einer Demenz beibehalten werden.

Eine gute Alltagsplanung mit Notizen und optischen Gedächtnisstützen hilft dabei, sich auf die wesentlichen Dinge zu fokussieren. Manche Dinge muss man sich nicht zwingend merken – die wesentlichen sollte man allerdings notieren, um beim Vergessen nicht gleich nervös zu werden. Auch Mnemotechniken oder die Erstellung von Zeichnungen oder Diagrammen kann dabei helfen, sich relevante Dinge besser merken zu können.
Wer positiv und kreativ bleibt, kann jedem Tag durch das Erreichen realistischer Ziele ein Erfolgserlebnis verleihen. Das wiederum beflügelt weitaus mehr als das permanente Ge-fühl des Scheiterns beziehungsweise des schleichenden Kontrollverlustes. Das Gehirn schüttet Glückshormone aus, die wiederum gut sind für dessen Leistungsfähigkeit.

Wie beschäftigt man Demenzkranke?

Demenz ist keine Krankheit, die sich mit einer allgemeingültigen Patentlösung besiegen ließe. Eine komplette Heilung der Demenz ist generell nicht möglich, trotzdem kann man den Verlauf auf eine auf den jeweiligen Patienten abgestimmte Art und Weise abbremsen. Hierzu gehört eine Beschäftigungstherapie, die sich am individuellen Bedarf und den Möglichkeiten der dementen Person orientiert. Wichtig ist dabei einerseits der Spaßfaktor: Demente Menschen lassen sich nur widerwillig für Tätigkeiten motivieren, an denen sie selbst keine Freude haben. Ein kreativer Spielraum ist dabei das A und O, denn nur dann nimmt die betreffende Person gerne an der Aktivität teil. Andererseits muss man der Person so weit wie erforderlich entgegenkommen. Zwar gilt es, den aktuellen psychischen wie physischen Zustand zu berücksichtigen. Trotzdem müssen Aktivitäten auch eine gewisse Herausforderung darstellen, damit betroffene Menschen sich ernstgenommen und als wert-voller Teil einer Gemeinschaft fühlen.

Es gibt zahlreiche mögliche Übungen, die man mit einer dementen Person betreiben kann: 
  • Beim Malen kann die eigene Kreativität erhalten bleiben. Das gilt vor allem dann, wenn die demenzkranke Person auch früher gerne gemalt hat.
  • Puzzeln trainiert die Fähigkeit, logische Zusammenhänge herzustellen. Diese Tätigkeit lässt sich auch sehr gut als Gemeinschaftsprojekt einplanen.
  • Die Biographiearbeit ist das Stöbern in der eigenen Vergangenheit. Demenzkranke finden sich oftmals in lang zurückliegenden Zeiten besser zurecht als in den vergangenen Stunden. Wenn sich andere Menschen für ihre Geschichte interessieren, blühen viele demente Personen regelrecht auf.
  • Singen und Vorlesen macht nicht nur Kindern Spaß. Betagte Demenzkranke verknüpfen beides mit schönen Erinnerungen aus der eigenen Vergangenheit.
  • Bewegung wie Spazierengehen, Gymnastik, Sport oder Tanzen (je nach individuellen Vorlieben) hält nicht nur den Geist, sondern auch den Körper fit und beweglich. Und wenn man noch dabei an der frischen Luft ist, tut es der Seele sehr gut.
  • Die Mithilfe im Haushalt ist im besten Fall mehr als nur eine Beschäftigung. Denn beim Gießen der Blumen, beim Kartoffelschälen oder beim Decken des Tisches handelt es sich tatsächlich um unterstützende Tätigkeiten. Eine anschließende Kontrolle erfolgt am besten so unauffällig, dass die demenzkranke Person es nicht mitbekommt und somit auch nicht demotiviert werden kann.
  • Die Aktivierung der Sinne gelingt in der Regel durch die direkte Ansprache: „Schau mal den schönen Sonnenuntergang an!“, „Diese Blüten duften aber wunderbar!“ oder auch „Ist das nicht eine traumhafte Melodie?“
  • hier darf auch noch die Lieblingsbeschäftigung erhalten bleiben. Insofern der Mensch gern strickt, häkelt, bastelt, kocht oder sonstige Tätigkeit als Hobby tut. Sollte man ihn dabei unterstützen. Natürlich sollte jegliche Gefahr der Verletzung im Auge von dem Partner*in beibehalten werden.

Welche Spiele sind gut bei Demenz?

Bei einer Demenz handelt es sich stets um eine Krankheit mit einem fortschreitenden Verlauf. Um diesen Verlauf auszubremsen gilt es auf spielerische Weise positive Emotionen zu wecken und das Gedächtnis, sowie die motorischen Fähigkeiten zu trainieren.
Wichtig ist dabei, dass alle Spiele ohne Leistungsdruck stattfinden müssen. Das bedeutet, im Zweifel lieber die Spielregeln im Sinne der demenzkranken Person zu modifizieren, als für eine Verärgerung oder zusätzliche Unsicherheit zu sorgen. Außerdem braucht es stets ausreichend viel Zeit, in der mit Lob und Anerkennung nicht gespart werden darf.

Bei der Wahl des Spiels kommt es ganz auf die individuellen Vorlieben der demenzkranken Person an. Besonders geeignet sind Spiele, die noch aus der eigenen Kindheit bekannt sind. Gehirntraining für Demenzkranke sollte man jedem Mensch ermöglichen. Oftmals sind das die Klassiker wie Puzzles, Memory, Mensch-ärgere-dich-nicht oder Malefiz. Gerade wenn Kinder mitspielen, sollten diese auf eventuell angepasste Spielregeln hingewiesen werden. Denn kein Erwachsener lässt sich gerne von Kindern belehren – auch keine an Demenz erkrankte Person. Übrigens gibt es sogar einige Spiele, die eigens für den Umgang mit Demenzkranken konzipiert wurden.
Eine weitere Option bieten Tablets, die für Demenzkranke erfunden wurden. Hierbei handelt es sich um so robuste, wie einfach zu bedienende Geräte.  Diese sowohl im privaten Zuhause als auch im Pflegeheim verwendet werden können. Apps mit Beschäftigungsprogrammen oder kurze Filme tragen zur Aktivierung einzelner Personen oder ganzer Gruppen bei. Sie können Erinnerungen wecken, Beschäftigung bieten und sehr viel Freude bereiten.

Wie trainiere ich mein Gehirn im Alter?

Am besten schützt man das eigene Gehirn vor Demenz, indem man sich gesund und ausgewogen ernährt und geistig vital bleibt. Das gelingt durch ein breitgefächertes Interesse und Neugier auf die Welt. Ein wichtiger Teil des Gedächtnistrainings kann sogar ganz nebenbei erfolgen, etwa durch die morgendliche Planung des Tagesablaufs, von dem man möglichst viele Zahlen, Daten und Fakten im Gedächtnis behält. Der Einkaufszettel darf selbstverständlich gerne mit in den Supermarkt kommen. Das Gedächtnis wird aber trainiert, indem man ihn erst vor der Kasse für den Abgleich aus der Tasche zieht. Nach und nach gelingt es dabei, immer mehr Details der Einkaufsliste im Kopf zu behalten.
Schreibübungen, etwa das Rückwärts schreiben oder das Ersinnen von Gedichten sind ebenfalls hilfreich, genau wie das Erlernen einer Fremdsprache, das Legen eines Puzzles oder Logikspiele wie Memory beziehungsweise Sudoku.

Gehirntraining für Demenzkranke sollte regelmäßig sein

Durch ein regelmäßiges, dabei aber abwechslungsreiches Training sorgt man dafür, dass Wissen zwar fester im Gehirn verankert wird, aber dennoch keine langweilige Routine einzieht.
Wesentlich ist, den Spaß am Lernen nicht zu verlieren. Ist man nicht an einer Demenz erkrankt, so sollte man seine Routinen immer mal wieder etwas verändern: wer die Wäsche sonst immer im Wohnzimmer zusammenlegt, kann dies zur Abwechslung auch mal im Schlafzimmer tun. Ein Spaziergang auf einem anderen Weg, nachdem man sich die Zähne mit der anderen Hand als üblich geputzt hat, wirkt sich ebenfalls unmittelbar auf das Gehirn und die Gedächtnisleistung aus.
Eine weitere Option besteht darin, viele Sinne für eine komplexe Tätigkeit zu involvieren. Das gelingt in einem interaktiven Museum sehr gut, ist aber auch beim Kochen eines bis-lang unbekannten Rezeptes oder dem Tanz zu einem neuen Lied möglich.

Was macht Demenzkranke glücklich?

Die beste Grundlage, um Demenzkranke glücklich zu machen, ist, ihnen gleichermaßen feste und verlässliche, wie sinnerfüllende Strukturen zu bieten. In diesem Rahmen ist das Aufrecht-Erhalten von sozialen Kontakten ebenso von Bedeutung wie der Eindruck, dass sie noch etwas Nützliches zum Leben anderer Menschen beitragen können. Um dies zu erreichen, bietet es sich an, die noch vorhandenen Fähigkeiten kontinuierlich zu trainieren. Das betrifft das Gedächtnis, ebenso wie die Orientierung und die körperliche Beweglichkeit. Das Hinterlegen von Gegenständen an festen Plätzen, das Schaffen von Gedächtnisstützen (beispielsweise in Bezug auf den Weg zu bestimmten Personen oder Institutionen).  Oder auch die Mithilfe bei ausgesuchten Alltagstätigkeiten tragen wesentlich dazu bei, dass sich Demenzkranke in ihrer Umwelt besser zurecht finden.

Der damit verbundene Eindruck, dass ihnen ihr eigenes Leben (noch) nicht vollkommen entglitten ist, ist für ihr Wohlbefinden ebenfalls von großer Bedeutung. Gleichzeitig ist es destruktiv, sie zu überfordern oder sie nach dem Grund für ihr Tun zu fragen. Sie sehen sich nämlich oftmals nicht mehr dazu in der Lage, diese Frage zu beantworten und fühlen sich verunsichert. In solchen Fällen heißt es, entspannt zu bleiben und geschickt – also eher nach ja oder nein als nach entweder oder – zu fragen.

Unterhaltung für demenzkranke Personen hat hohen Stellenwert

Überhaupt sind Gespräche mit anderen Personen für demenzkranke Personen von großer Bedeutung. Dabei ist zu beachten, dass die individuelle Persönlichkeit im Zuge der Erkrankung nicht unbedingt verloren geht. Vielmehr treten bestimmte Facetten häufig sogar noch ausgeprägter heraus. Daher orientieren sich Beschäftigungsmöglichkeiten und potenzielle Gesprächsthemen idealerweise an den Interessen der an Demenz erkrankten Person. Zudem verschwindet das Kurzzeitgedächtnis fast immer schneller als das Langzeitgedächtnis. Deswegen kann man mit ihnen oft gut über ihre Kindheit, Jugend und das junge Erwachsenenalter reden. Wichtig dabei ist, dass vor allem (emotional) positiv besetzte Dinge angesprochen werden. Dies gilt übrigens auch für die Auswahl von Musik und Literatur, die ebenfalls sehr zum Wohlbefinden vieler dementer Menschen beitragen.

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Monika Sedlmeier

Mein Name ist Monika Sedlmeier, ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie. Meine Passion liegt mir sehr am Herzen, dass alle Menschen glücklich sind oder es leichter werden können, wenn sie es möchten. Ich sehe meinen Gesprächspartner gern mit Lächeln im Gesicht und leuchtenden Augen.

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